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Arbeitslosigkeit unserer Hund und die Folgen (inkl. Kastrations-Chip)

Wir sind Halter von drei intakten Rüden. Intakt bedeutet nicht kastriert. Natürlich ist das nicht immer ganz einfach. Die Jungs kommen damit im Normalfall gut zurecht. Klar, gerade im Frühjahr passiert es Mal, dass sie ihre Nase gar nicht mehr von einem Pipi-Fleck, den eine Hündin hinterlassen hat, wegbekommen und mal ein bis zwei Tage nicht fressen. Das ist aber alles im Normalbereich. Somit war die Antwort, ob wir unsere Rüden kastrieren lassen immer Nein.

Nun haben die Jungs im normalen Leben einen Job: uns als Hundetrainer auf dem Platz unterstützen. Durch die Lockdowns, bei denen wir nicht arbeiten durften, sind auch unsere Hunde arbeitslos geworden. 

Was die Arbeitslosigkeit mit unseren Hunden anstellt, haben wir in den letzten Monaten gelernt. Flavour, der jüngste im Bunde, kommt damit relativ gut zurecht. Er ist glücklich, wenn er einmal am Tag rennen darf. Die „alten“ Flake und Flanagan leider nicht so. 

Bei Flanagan hat sich der Stress durch seine weggefallene Arbeit durch Hautentzündungen bemerkbar gemacht. Es wurde sogar so schlimm, dass er sich in einer Nacht sein komplettes Fell von der Rute abgeknabbert hat. Die Entzündungen haben wir nur durch mehrwöchige Gabe von Cortison in den Griff bekommen. 

Flake hat Probleme mit seiner Prostata bekommen. Die Prostata hat sich mehrfach so sehr entzündet, dass er aus seinem Penis geblutet hat. Zweimal konnten wir die Entzündung durch eine Medikamentengabe in den Griff kriegen. Nachdem die Medikamente beim zweiten Mal abgesetzt wurden, bekam er jedoch sofort die nächste Entzündung. Bei andauernder Prostata-Entzündung ist eine Kastration eine Therapie, die häufig Erfolg bringt. Also standen wir bei Flake das erste Mal vor einer wirklichen Entscheidung: Kastration, ja oder nein? 
Für die Kastration stand vor allem die Therapie der Prostata-Entzündung.

Wir haben aus Verhaltenssicht allerdings einiges, was bei Flake gegen eine Kastration spricht: er jagt gerne, er ist tendenziell unsicher und er geht aus Unsicherheit nach vorne, also in eine Aggression. Diese drei Punkte haben wir gut im Griff. Nur war uns durchaus bewusst, dass alle drei Punkte sich verschlimmern werden, wenn Flake weniger Testosteron im Körper hat. Das Jagdverhalten verschlimmert sich dann häufig, weil die Ablenkung durch Hündinnen geringer wird. Die Unsicherheit und daraus entstehende Aggression verschlimmert sich, weil Testosteron als Gegenspieler des Stresshormons Cortisol wegfällt und Testosteron auch ein angstlösendes Hormon ist. 

Wir haben uns dann für den so genannten Kastrationschip (chemische Kastration) entschieden. Am 02. Januar 2021 bekam Flake den Kastrationschip gesetzt. Seitdem hatte er auch keine Prostataentzündung mehr. 

Allerdings warten wir jetzt (Mitte März) nur noch darauf, dass der Chip seine Wirkung verliert. Denn alles, was wir befürchtet haben, ist eingetreten. Flake jagt vermehrt, wobei er noch abrufbar ist. Er ist unsicher und verhält sich dadurch anderen Hunden gegenüber aggressiver als vorher. 

Wir können jedem Hundehalter, der vor der Entscheidung steht seinen Hund zu kastrieren nur raten: bedenkt die Auswirkungen, die eine Kastration auf das Verhaltens eures Hundes hat. Tierärzte können nur eine medizinische Momentaufnahme sehen, die Auswirkungen einer Kastration auf das Verhalten können euch Hundetrainer erklären.