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Corona-Welpe

Ich, Scarlett, bin mit Hunden aufgewachsen. Als ich 2019 bei meinen Eltern ausgezogen bin, stand für mich also fest, dass ich irgendwann einen eigenen Hund haben möchte.
Da ich die meiste Zeit im Homeoffice arbeite, ist das auch kein Problem. Wenn gerade nicht ein Corona-Lockdown ist, muss ich aber manchmal doch ins Büro und in dieser Zeit brauche ich jemanden, der auf meinen Hund aufpasst, was entweder meine Mutter oder meine Schwester wäre. Da Flavour Anfang 2020 eine wirklich schwierige und anstrengende Phase hatte, war es ausgeschlossen, dass sich meine Mutter, auch nur tageweise, um einen vierten Hund kümmert. Gedanklich dachte ich mir deshalb: „Ein Hund in so ca. zwei Jahren ist in Ordnung, dann ist Flavour aus der Pubertät raus.“

Im Spätsommer 2020 unterstützte ich meine Mutter viel mit unseren Hunden, da sie in ambulanter Reha war. Danach war es für mich noch schwerer keinen Hund zuhause zu haben. Flavour war inzwischen im Vergleich zu Anfang des Jahres ein super Hund. Klar, hatte er mit 1,5 Jahren noch Baustellen, aber die hielten sich für einen nicht kastrierten Riesenschnauzer-Rüden in dem Alter wirklich im Rahmen. So kam es, dass der Wunsch einen eigenen Hund zu haben und das nicht erst in 1-2 Jahren, immer größer wurde. Ich besprach alles mit meiner Schwester und meiner Mutter. Sie waren einverstanden. 

Also ging ich auf die Suche nach einem Welpen. Und das war der schwierige Teil. Bei jeder Deck- oder Wurfmeldung, bei der ich anrief, waren bereits unendlich lange Wartelisten. Nach wochenlangem Suchen nach einem Pudelwelpen, schlug meine Mutter mir vor mal nach einem Tibetdoodle (Tibet-Terrier-Kleinpudel-Mischling) zu gucken. Bei der Suche nach einem Tibetdoodle habe ich endlich einen Wurf gefunden, der erwartet wurde und bei dem mir auch ein Welpe zugesichert wurde. 

Nach mehrfachen Besuchen durfte ich meinen Welpen, namens Captain, mit nach Hause nehmen. Mittlerweile ist er über zwei Wochen bei mir und er ist wirklich toll. Auch die drei Jungs, Flake, Flanagan und Flavour, agieren super mit ihm, wenn wir bei meinen Eltern zu Besuch sind. Vor allem Flavour: er spielt so vorsichtig und nett mit ihm, das hätten wir nie so erwartet.

Einen Welpen ohne Welpenstunde geht das? Ja, wenn man sich mit dem beschäftigt, was die Welpen in der Welpenschule lernen sollen. Ich trainiere mit Captain verschiedene Alltagssituation zusammen zu meistern. So gehen wir auf Spaziergängen über unterschiedliche Untergründe. Außerdem gehen wir auch mal an einer gut befahrenen Straße entlang, damit Captain Straßenlärm und Verhalten im Straßenverkehr kennenlernt. 

Bei jedem Spaziergang lasse ich Captain, wo es möglich ist freilaufen, damit er lernt sich an mir zu orientieren. Im Freilauf üben wir auch immer den Rückruf, was für mich das wichtigste Kommando ist. Auf dem Hinweg zum und dem Rückweg vom Park üben wir natürlich auch Leinenführigkeit. Unterwegs üben wir mit und ohne Leine. Hier soll Captain sich an mir orientieren und möglichst neutral bleiben. Das Gleiche gilt für Begegnungen mit Erwachsenen, Kindern, Katzen und weiteren Tieren. 

Wir fahren auch immer wieder Auto, damit Captain sich daran gewöhnt.

Glücklicherweise ist zuhause in der Nachbarswohnung gerade Baustellenlärm, so dass Captain lernen kann auch bei Lärm zu schlafen. Denn zuhause ist Ruhe angesagt. Als Welpe soll Captain lernen so viel möglich zu schlafen.

Ein weiterer für das alltägliche Leben wichtiger Punkt ist, dass Captain sich untersuchen lässt. Deshalb üben wir bei der täglichen Schmuseeinheit, dass er sich in die Augen, Ohren und in das Maul gucken lässt und sich überall (die Pfoten und die Rute nicht vergessen) anfassen lässt. 

Da ein Tibetdoodle ein pflegeaufwendiges Fell hat, üben wir natürlich auch täglich bürsten. Zusätzlich üben wir jetzt schon, dass Captain sich sein Fell schneiden lässt. Dabei achte ich darauf, dass er ruhig hält, vor allem, wenn in der Augenregion geschnitten wird. 

Captain macht alle diese Punkte wirklich gut. Wir arbeiten mit Ruhe an einer möglichst guten Sozialisierung. Auf die nächsten Wochen und Monate bin ich schon sehr gespannt, denn Captain wird sicherlich noch die ein oder andere Baustelle kriegen, ohne wäre es ja auch zu langweilig.  In der Zwischenzeit genießen wir die wundervolle Weltenweit mit viel Ruhe, vielen Kuscheleinheiten und auch mal Spiel und Spaß.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass man natürlich einen Welpen ohne Welpenschule aufziehen kann. Eine Welpenschule hilft einem dabei, keinen der genannten Punkte zu vergessen. Man muss sowohl mit als auch ohne Welpenschule, seinem Welpen im gesunden Maße verschiedene Umwelteinflüsse mit Ruhe zeigen.