„Mein Hund soll doch nur kommen, wenn ich ihn rufe.“ Das ist der Wunsch von vielen Hundebesitzern. Was sich so einfach anhört, ist es im Prinzip auch. Lernt der Hund von Anfang an, dass der Rückruf verbindlich und nicht optional ist, funktioniert das prima. Aber wie erkläre ich meinem Hund das nun?
Zieht der Hund als Welpe, also so zwischen der 8. Und 12. Lebenswoche bei seinen neuen Besitzern ein, hat der Mensch die allerbesten Voraussetzungen. In diesem Alter haben die kleinen Hundekinder noch einen natürlichen Folgetrieb. Man kann und sollte den Welpen viel ohne Leine laufen lassen, natürlich nur in sicherem Gelände. Wird ein erwachsener Hund in die Familie aufgenommen, sollte in den ersten Wochen auf jeden Fall eine Schleppleine benutzt werden, um sicher zu gehen, dass der Hund nicht seine eigenen Wege geht. Jede Orientierung des Hundes an seinem Menschen wird belohnt. Das muss nicht immer ein Leckerchen sein. Das darf auch gerne mal verbal sein oder mit einem kleinen Rennspiel oder einer kleinen Rauferei, je nachdem was dem Hund richtig gut gefällt. Der Hund lernt hier sehr schnell, dass es Spaß macht, zu seinem Menschen zu kommen und wird das Verhalten gerne wiederholen. Ist das neue Familienmitglied auf dem Weg zu seinem Menschen, sollte man jetzt auch schon das Rückrufsignal benutzen. Wichtig ist, dass dies zeitgleich geschieht. Der Hund ist in der Bewegung zu seinem Menschen, der Mensch gibt das Signal. So kann der Hund das Signal gut mit seinem Verhalten verknüpfen. Zu beachten ist hierbei aber, dass der Hund für sein „Kommen“ belohnt wird! Leider sehe ich immer wieder, dass der Hundehalter seinen Hund erst einmal ins „Sitz“ bringt und ihn dann belohnt. In diesem Fall wird der Hund allerdings nicht für das „Kommen“ belohnt, sondern für das „Sitz“.
Am Anfang des Rückruftrainings benutzen wir das Signal also nicht zum Rufen, sondern wenn der Hund schon auf dem Weg zu uns ist (und wir sicher sein können, dass er auch bei uns ankommt). Wenn wir diesen Trainingsschritt oft genug wiederholt haben, können erste kleine Ablenkungen eingebaut werden. Das kann ein Spielzeug, ein anderer Mensch oder Futter sein. Man sollte darauf achten, dass die Ablenkung nicht mitten auf dem Laufweg des Hundes liegt, sondern etwas entfernt. So steigern wir nach und nach den Schwierigkeitsgrad.
Ich möchte noch auf die Orientierung am Menschen eingehen. Vielleicht fragt ihr euch, was ich damit meine. Viele Hunde schauen während des Spaziergangs immer mal wieder zu ihrem Menschen, wenn eventuell auch nur ganz kurz. Damit möchten sie sich vergewissern, ob noch alles in Ordnung ist, der Weg noch der richtige ist, ob der Mensch noch da ist. Wenn wir als Mensch also auf diese kleinen, kurzen Blicke achten und den Hund dafür loben, fördern wir diese Orientierung an uns. Der Hund wird dieses Verhalten öfter zeigen und wir haben die besten Voraussetzungen unseren Hund heranzurufen, wenn es nötig ist.
Nun stellt sich ja auch noch die Frage, wie wir unseren Hund zu uns rufen möchten, ganz klassisch mit Namen und „Hier“ oder „Komm“ oder vielleicht doch mit einer Pfeife oder einem Pfiff auf den Fingern? Wort- und Pfiffsignale haben jeweils eigene Vor- und Nachteile. Der Vorteil beim Heranrufen mit Stimme ist ganz klar, dass man seine Stimme immer dabei hat und nicht vergessen kann. Der Nachteil: ab einer gewissen Distanz des Hundes zu uns, können wir rein stimmtechnisch einfach nicht mehr nett und freundlich rufen. Außerdem verändert sich unsere Stimme mit unserer Stimmung. Sollten wir einmal nicht ganz so gut gelaunt sein, wird es auch die Stimme nicht sein. Der Hund könnte sich dann denken: „Mein Mensch hat schlechte Laune. Da halte ich vorsichtshalber Abstand.“. Außerdem gibt es sensible Hunde, die eine Veränderung der Stimmlage schon als anderes Signal interpretieren. So kann sich die notwendige Wiederholungsrate, bis das Signal verinnerlicht ist, deutlich erhöhen. Die Nachteile der Pfeife liegen darin, dass man sie, bevor man sie einsetzen darf, konditionieren muss und dass man sie eventuell zuhause vergisst. Die Vorteile überwiegen meiner Meinung nach. Eine Pfeife klingt immer gleich, egal in welcher Stimmung sich der Mensch befindet. Außerdem kann sie über größere Entfernungen eingesetzt werden, ohne dass sich der neutrale Ton verändert. Den Nachteil des Vergessens kann man vorbeugen, in dem man die Pfeife bspw. über die Leine des Hundes hängt.
Ihr seht also: Der „perfekte Rückruf“ ist eigentlich ganz einfach, wenn man es mit dem Hund konsequent trainiert.